Meret Oppenheim Retrospective in Berlin
Zurück aus der Sommer Pause, wollen wir euch eine außergewöhnliche Kunst-Ausstellung ans Herz legen, die wir kürzlich besucht haben – und zurzeit für viel Furore sorgt. Dabei handelt es sich um die großartige Meret-Oppenheim-Retrospektive in Berlin. Folgend findet ihr einen Beitrag den wir kürzlich auf suprememag.tv veröffentlicht haben:
Sie zählt zu den einflussreichsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Berlin feiert Meret Oppenheim, anlässlich ihres 100. Geburtstags, mit einer beeindruckenden Retrospektive im Martin-Gropius-Bau.
Eine Gleichung, ein Statement: X=Hase. Zu sehen ein X, dahinter ein knuffiger Hase und das alles im Mathematikheft. Inspiriert von Paul Klee, setzt Meret Oppenheim im zarten Alter von 16, ihre erste künstlerische Manifestation und irritiert damit gleichermaßen Vater – der zwischenzeitlich an ihrem Verstand zweifelte – wie Umgebung. Mit viel Selbstverständnis geht es dann auch weiter. Schullaufbahn vorzeitig abgebrochen. Kunstausbildung in Paris. Das alles als Frau. Das alles im Jahr 1931. Ganz schön lässig, könnte man meinen. Setzt man sich jedoch mit dem facettenreichen Werk Oppenheims auseinander, so lautet die Antwort: Dahinter steckt eine Frau mit Eigensinn. Eine Frau die alles wollte; die alles machte.
Was anschließend in Paris folgt, ist fast schon legendär: Meret bleibt nicht lange bei ihrem Kunststudium – das aufgezwungene Lernen ist ihr eine Gräuel. Stattdessen gründet sie rasch ihr eigenes Atelier und arbeitet autodidaktisch an Zeichnungen, Gemälden, Collagen, Objekten. Fast nebenher freundet sie sich mit bekannten Surrealisten wie André Breton an, pflegt intensive Kontakte zu Größen wie Joan Miró, Salvador Dalí, Max Ernst, Marcel Duchamp oder Kurt Seligmann – für Man Ray stand sie gar Modell. Das bemerkenswerte: Alles auf Augenhöhe. Der große Clou folgt dann kurze Zeit später 1936 mit der Tasse aus Fell. Angeblich entstanden durch eine Plauderei mit Picasso, unsterblich gemacht durch das Museum of Modern Art, ist "Frühstück im Pelz" das bist heute meist zitierte Werk des Surrealismus. Ebenfalls aus dieser Zeit: "Mein Kindermädchen" als eine Art Truthahnbraten.
Der frühe Erfolg war Fluch und Segen zugleich. Es folgen eine lange Phase der Schwermut und der Selbstfindung, bevor die Künstlerin ab 1954 zu alter Stärke zurückfindet. War Oppenheim in ihrem frühen Schaffen vor allem als die "Umwandlerin" bekannt, zeigen sich deren Arbeiten nun differenzierter. Vorrangig in Bern tätig (außerdem in Paris und im Tessin), entstehen in den Folgejahren bekannte Werke wie "Das Paar" von 1954, "Schwarze Strichfigur" von 1960, "Eichhörnchen" von 1969, "Sechs Wolken auf einer Brücke" von 1977 oder "Für Karoline von Günderode" von 1983.
Die große Anerkennung kommt erst spät. 1982 wird sie mit dem Großen Preis der Stadt Berlin ausgezeichnet und nimmt gleichzeitig an der Documenta in Kassel teil, bevor sie kurze Zeit später als Mitglied der Berliner Akademie der Künste aufgenommen wird. Meret Oppenheim stirbt 1985 in Basel.
Wenn man nun durch die zehn Themenräume im Martin-Gropius-Bau schlendert, bekommt man eine erstaunliche Vielseitigkeit zu sehen. Und stellt fest: Es gibt nicht den einen Meret Oppenheim-Stil. Angefangen von den viel beachteten Frühwerken im Umkreis der Surrealisten bis hin zu ihrem Spätwerk mit zahlreichen Zeichnungen, Gemälden, Objekten, Collagen und Fotografien sowie den bemerkenswerten Dichtungen und Traumaufzeichnungen. Nachdem man sich mit dem beachtlichen Oeuvre Oppenheims auseinandergesetzt hat, ist das Fehlen der eigentlichen Ikone "Felltasse" kein Verlust. Der rosa-gefärbte Offsetdruck in Warhol‘scher Manier ist ohnehin die charmantere Anekdote. Was bleibt, ist das Bild einer Visionärin, das am Ende eines offenbart: Meret Oppenheim.
"Meret Oppenheim Retrospektive". Bis 1. Dezember 2013. Martin-Gropius-Bau, Berlin.
"Meret Oppenheim Retrospektive". Bis 1. Dezember 2013. Martin-Gropius-Bau, Berlin.
Back from summer brake, we wanted to post something about the remarkable Meret Oppenheim exhibition in Berlin. Oppenheim became famous with a teacup that the artist covered with fur. The exhibition at Martin-Gropius-Bau in Berlin shows the whole spectrum of Meret Oppenheim’s oeuvre, which in its independence and diversity is still seen a pioneering force even today. It presents around 200 exhibits in 10 rooms. A few days ago we wrote a detailed article (in german) about this exhibition on suprememag.tv. For more information about this great retrospective published in english visit the following link.
"Meret Oppenheim Retrospective". Until 1st December 2013. Martin-Gropius-Bau, Berlin, Germany
"Meret Oppenheim Retrospective". Until 1st December 2013. Martin-Gropius-Bau, Berlin, Germany
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